Klinikaufenthalt, Tierarztstress.. du bist froh dass das nun hinter euch liegt. Unfälle mit Verletzungen, oder auch der Weg von einer bereits bekannten Gelenkerkrankung bis hin zu einer Operation ist mit Stress, Sorgen und Schmerzen verbunden. Jetzt habt ihr es überstanden und nun muss dein Hund nur noch richtig gesund werden und sich erholen.
Viel Ruhe tut sicher gut, und dann wird das schon wieder, oder?
Ganz so einfach ist es leider nicht.
Häufig hören wir diese Hilferufe:
„Mein Hund hatte eine Operation, aber jetzt belastet er das Bein gar nicht mehr! Er läuft auf 3 Beinen, obwohl das Bein doch wieder in Ordnung ist!“
Den Hundeeltern ist leider nicht bewusst, dass eine Operation nicht bedeutet, dass der Hund nun wieder gesund ist. Eine OP will in den meisten Fällen die Funktion des Körpers wieder ermöglichen, die vorher nicht mehr möglich war. Ein operativer Eingriff an einem Gelenk ist auch immer mit Risiken und Folgeschäden verbunden.
Durch die OP wird das Gelenk gereizt. Ganz egal, was genau operiert wird, es hat immer eine Entzündungsreaktion zur Folge. Das Immunsystem arbeitet an der Stelle besonders stark, um die Verletzungen wieder zu heilen.
Das ist aber doch etwas Gutes…?
Stimmt. Oft ist es gewollt, dass sich neues Knochenmaterial bildet, z.B. um eingesetzte Implantate. Leider geschieht dies aber auch an Stellen im Gelenk, an denen es nicht erwünscht ist. Dort bereitet das neue Knochenmaterial Probleme. Es bilden sich Arthrosen, die in der Bewegung stören und weh tun.
Bei der Boxer Hündin “Motte” wurde leider schon sehr jung ein Kreuzbandriss im Knie festgestellt. Dieser wurde operiert. Kurz danach war leider auch das andere Bein auffällig, das die ganze Zeit mehr Last getragen hatte.
Hier sieht man zum Vergleich das rechte (zweite) Knie in 3 verschiedenen Stadien.
Vor der OP:
Das Kniegelenk ist überbelastet, dadurch kam es zum Kreuzbandriss.
Leichte Arthrosebildung an den Gelenkflächen
Unmittelbar nach der OP:
Ein Stück Knochen wurde abgesägt und mit einem Implantat wieder befestigt. Das verändert den Gelenkwinkel.
Der Knochenspalt ist deutlich sichtbar. Die Arthrosen sind unverändert.
Kontroll-Röntgen nach der OP:
Der Knochenspalt ist gut verheilt. Knochenmaterial hat sich zugebildet.
Die Arthrosen haben deutlich zugenommen.
Das Ziel ist bei Motte die überlasteten Strukturen zu entspannen, die Beweglichkeit des Gelenks wieder herzustellen und die Belastung für das Kniegelenk wieder gesund herzustellen. Die Arthrose ist durch die OP schlimmer geworden und bedeutet für Motte, dass das Gelenk auch in Zukunft beeinträchtigt ist.
Bei manchen unglücklichen Verletzungen und Erkrankungen sind OPs nötig, um das Gelenk wieder belastungsfähig zu bekommen. Hier ist die Expertise des Tierarztes gefragt.
Der Weg zum gesunden, fitten Hund hört nach einer OP aber nicht auf, sondern fängt gerade erst an!
Das empfindliche Gelenk muss Stabilität und Beweglichkeit wieder neu kennenlernen. Dabei spielt die Frühmobilisation eine essenzielle Rolle! Je früher du nach einer OP anfängst, den Hund gezielt zu unterstützen, desto besser sind die Chancen auf ein schmerzfreies, belastbares und bewegliches Gelenk. Ziel ist es, Folgeschäden so gut es geht zu vermeiden.
So vermeidest du Folgeschäden
Unter gezielter physiotherapeutischer Begleitung und deiner Mitarbeit kann die Mobilität des Gelenks wiederhergestellt werden.
Sobald die Wunde gut verheilt und die Fäden gezogen sind, kannst du mit der Reha deines Hundes starten. Es sollte keine Entzündung, also Wärme, Rötung oder Schwellung mehr im betroffenen Bereich sein.
Da durch ein Schmerzgeschehen immer eine Schonhaltung eingenommen wird, sollten die überbelasteten Strukturen mit gezielter Massage entspannt und gelockert werden. Damit schaffst du die besten Voraussetzungen für die Reha deines Hundes!
Auch einfache Standübungen für die Stabilität und das Körpergefühl kannst du für ein paar Minuten pro Tag einbauen, um das kranke Bein schonend an mehr Belastung zu gewöhnen. Lasse dir Übungen von deinem Tierarzt oder deinem Physiotherapeuten zeigen.
Die Fehlbelastung festigt sich durch die angewohnte Schonhaltung
Es entwickelt sich ein schädliches Bewegungsmuster, das der Hund als „normal“ abspeichert.
Es entstehen Verspannungen und Verkürzungen der Muskeln, was zu eingeschränkter Bewegung führt und zu Schmerzen in anderen Gelenken.
Durch Schmerzen und Schonen des operierten Gelenks baut die Muskulatur ab, die essenziell für die Stabilität und Unterstützung des Gelenks ist!
Die Beweglichkeit kann sich nicht vollständig wiederherstellen, da der Hund das Gelenk unter diesen Voraussetzungen nie in seinem vollen Ausmaß nutzt und bewegt.
Durch weniger Bewegung wird das Gelenk von der Gelenkflüssigekeit nicht genug mit Nährstoffen versorgt.
Es kommt schneller zu Reizungen, Entzündungen und neuen Arthrosen.
Da sind wir uns wohl einig – nichts machen ist keine Option.
Lass dir von deinem Physiotherapeuten zeigen, wie du deinen Hund zuhause unterstützen kannst. Dann seid ihr sicher bald wieder auf einem guten Weg 🙂
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