So wird dein Hund fit für den Urlaub
Tipps von Hundephysiotherapeutin und Hundetrainerin Janika
Die Urlaubssaison steht vor der Tür. In der Praxis haben wir leider häufig den Fall, dass Hunde aus dem Urlaub mit ihren Menschen wiederkommen und dann dringend eine Behandlung benötigen. Sie humpeln wieder vermehrt, haben sich etwas gezerrt oder laufen steif und staksig. Wie sich negative Folgen für den Hund vermeiden lassen, erklärt unsere Therapeutin Janika.
Janika, aus deiner Erfahrung gesprochen: Worauf kann ich als Hundebesitzer achten, wenn ich mit meinem Hund in den Urlaub fahre?
Meist bewegt man sich im Urlaub mehr als zuhause. Man ist den ganzen Tag mit dem Hund zusammen, macht mehr mit dem Hund, ist am Strand, im Wald, man wandert. Viele Hundebesitzer beschäftigen sich im Urlaub mehr mit dem Hund. Und genau dann kommen viele Hunde in die Überbelastung.
Was passiert, wenn sich der Hund im Urlaub viel mehr bewegt als normalerweise im Alltag?
Der Hund hat dann ein größeres Risiko für Verletzungen, für Überbelastungen, Muskelkater oder Sehnenanrisse. Häufig werden die Vierbeiner vor der Belastung nicht warm gemacht und rennen und spielen plötzlich los.
Der Klassiker ist, mit dem Hund im Auto ans Meer zu fahren, den Kofferraum zu öffnen und der Hund springt heraus und rennt aufgeregt über den Strand. Sehnen, Bänder und Muskeln sind auf die Belastung aber noch nicht vorbereitet und sind noch kalt. In diesen Momenten zerren sich die Hunde häufig etwas oder reißen sich die Bänder an.
Es kann aber auch sein, dass die Hunde die Menge der Bewegung über den ganzen Tag einfach nicht gewohnt sind und später am Tag anfangen zu humpeln. Das ist dann eine Überlastung.

Janika Czernia ist zertifizierte Tier-Physiotherapeutin, -Chiropraktikerin, Hundetrainerin und -ausbilderin.
Was kann ich tun, wenn ich im Urlaub einen aktiven Tag mit meinem Hund vor mir habe?
Wenn man im Urlaub ist, sollte man den Hund immer ca. 10 Minuten aufwärmen, bevor die Belastung steigt und er z.B. am Strand frei laufen darf. Das heißt, kontrollierte ruhige Bewegung im Schritt an der Leine. Gerne auch ein paar Sitz-Steh Übergänge oder Slalom führen. Dann ist die Gelenkflüssigkeit aufgewärmt, die Bänder, Sehnen und Muskeln halten den Belastungen besser stand.
Vielen Dank für den Tipp! Woran erkenne ich denn, ob mein Hund müde ist oder schon überlastet?
Unsere Hunde können natürlich auch einfach müde sein. Eine Überlastung erkenne ich aber auch, wenn z.B. die Pfoten am Boden schleifen. Vielleicht hat der Hund keine Lust mehr, spazieren zu gehen und bleibt stehen. Wenn sich der Hund zurückzieht und selber eine Pause einlegt, sollte man die auch nach Möglichkeit dem Hund die Ruhe und Erholung gönnen. Das Wohlbefinden der Fellnasen im Blick zu haben und darauf zu reagieren, beugt schon vielen Verletzungen vor.
Eine eindeutige Überlastung ist es, wenn der Hund z.B. sichtbar humpelt. Dann war es zuviel.
Und was tue ich, wenn der Hund wirklich stark humpelt?
Wenn der Hund im Urlaub stark humpelt, würde ich es erstmal beobachten und einschätzen. Der Hund sollte ruhig gehalten werden. Wenn der Hund aber ein Bein komplett schont und Schmerzverhalten zeigt, wie Junken, Vermeiden von Berührungen, starkes Hecheln, usw, sollte man damit im Urlaubsort zum Tierarzt.
Mein Hund bewegt sich gerne und spielt viel, springt, läuft immer mit. Der wird auch so wissen, wann es zu viel für ihn ist, oder? Er könnte ja auch selber aufhören.
Viele Menschen denken das, tatsächlich muss man dann aber mitdenken und frühzeitig eingreifen. Grundsätzlich sollte man Hunden auch Ruhe lernen. Man darf ihnen zeigen, dass sie auch schlafen dürfen und sich hinlegen und entspannen dürfen. Besonders wenn im Urlaub viele neue Eindrücke dazu kommen und der Hund vielleicht den ganzen Tag mit dabei ist, ist es sehr empfehlenswert, ihn zwischendurch aktiv zum Schlafen zu bringen, wenn er das nicht alleine kann. Wenn du jetzt einen relativ inaktiven, schläfrigen Hund hast, ist das vielleicht nicht so ein Thema. Bei aktiven, lebendigen Rassen sollte der Hundemensch aber ein Auge darauf haben.
Du hast davon gesprochen, dass man den Hund vor dem Urlaub vorbereiten kann. Wann soll ich damit starten und wie kann das aussehen?
Muskelaufbau ist genauso beim Hund, genauso wie beim Menschen,etwas langwieriger. Daher sollten wir mindestens einen Monat vor dem Urlaub mit der Vorbereitung starten. Dann ist der Hund schon ein bisschen aktiver und fitter.
Hilfreich ist es, wenn man das Mehr an Bewegung für den Hund schon vor dem Urlaub vorbereitet. Wenn man normalerweise im Alltag eine große Spazierrunde geht, kann man etwa 4 Wochen vor dem Urlaub schon beginnen, 3-4 Spaziergänge zu machen. So bleibt der Hund tagsüber mehr in Bewegung und sein Körper gewöhnt sich bereits an die Dauerbelastung.
Bei einem Hund, mit dem ich 3x am Tag insgesamt 2 Stunden spazieren gehe, würde ich 1 Monat vor dem Urlaub die Runden verlängern. Es muss aber nicht immer eine längere Runde sein, es kann sich auch die Beanspruchung ändern. Mit einfachen Übungen kann ich Muskeln trainieren. Wie genau das geht, lernt man z.B. in der Hundefitness.
Was ist denn Hundefitness?
Mit Hundefitness trainieren wir gezielt die Bewegungsabläufe und erhöhen die Kraftmuskulatur. Auch die Stabilität und die Flexibilität des Rumpfes profitieren davon. Ziel ist, dass der Hund seinen Körper gesund selber tragen kann.
Wie mache ich Hundefitness oder wo mache ich das?
In der Praxis bieten wir Hundefitness-Kurse an. Auch viele Hundeschulen haben Angebote und es gibt auch Online-Kurse. Von uns gibt es auch eine Hundefitness-App, mit der man die Übungen einfach zuhause auch mit trainieren kann. Für Einsteiger und Fortgeschrittene gibt es entsprechende Levels.
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Janika, und die vielen guten Tipps!